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Warum nid so

2. Den Profimarkt beschnuppern

Das erste Gespräch mit Alex Eugster Mitte April war (soweit ich mich recht erinnere) aufbauend. Alex erwies sich als begeisterungsfähig für neue Ideen und offen für gewisse Wagnisse (sofern das Risiko noch abschätzbar war). Ich war erstaunt, wie schnell wir uns einig waren.

Es lag auf der Hand, dass ich so schnell wie möglich die sich nun in der Lehre befindlichen Schülerinnen und Schüler, die schon auf der EP gesungen hatten, aufzutreiben versuchte. Fast alle konnten und wollten mitmachen.

Ende Mai begab ich mich nach Horgen ins Powerplay Studio und beteiligte mich an den Playbacks. Tastenmann Renato Anselmi hatte nach meinen Vorgaben Playbacks aufgeschrieben und zusammen mit Max Lässer - g, Heinz Pfenninger - b und Kurt Treier - dm wurden an einem Tag sämtliche Begleitungen für meine 9 abgelieferten Stücke eingespielt. Dank einer Rohmischung auf Band konnte ich mit dem Chor ans definitive Proben gehen. Wir waren alle etwas enttäuscht, da die neuen Playbacks zwar dynamischer und brillianter, doch irgendwie musikalisch "fader" klangen. Alles war sauber und exakt gespielt. "Meh Dräck" kannte man halt damals noch nicht.

Klasse 1b 1977 Sek HerzogenbuchseeAm 27. und 28. Juni 1978 fanden die Gesangsaufnahmen im Powerplay statt. Die Intonationsansprüche waren natürlich um einiges höher und ich musste meinen Ex-SchülerInnen ein Kränzlein winden, wie gut sie sich schlugen (damals gab es nur eine begrenzte Anzahl Spuren und keine digitalen Tonhöhenkorrekturen. Alles kam so raus, wie es gesungen war).
Mit Alex Eugster "flickte" ich gesanglich noch ein paar Backgroundchorpassagen, doch dann war die Aufnahme beendet, die 9 Titel "im Kasten".

Für die Gesangsaufnahmen wirkten mit:
(reihenweise von links oben)
Pia Herzog, Willy Aeschbacher, Dänu Beck, Chrige Maurer, These Mettler, Björn Stettler
Bruno Misteli, Änni Ingold, Ändu Hug, der Klassenlehrer
Figgi Leibungdgut, Stifu Cartier, Döru Gerber, Jole Ammon
Esthe Rothenanger, Tinu Burkart, Uschi Übersax, Chrige Lüdi

Ich hatte ja keine Ahnung vom Schweizer Schallplattenbusiness, von professionellem Marketing, von Layout, Vermarktung usw. Und nun hiess es plötzlich: "Wie nennt sich Ihre Gesangsgruppe?" - "Wir benötigen einen zügigen LP-Titel" - "Das Foto für den Umschlag müssen Sie uns liefern, unbedingt ein 6x6 Dia". Ich hatte gedacht, dass eine Produktionsfirma wie CH-Records diese Dinge Profis überlassen würde.

Warum nid so Cover

Nach langem Evaluieren entschlossen wir uns den Chor "CH-Fäns" zu nennen, CH für Schweiz, für CH-Records ... und auch noch meine Initialen (ich weiss, nicht gerade bescheiden ...) Die Frage nach dem LP Titel war einfacher: Ich hatte den Titelsong eigentlich schon im Hinblick darauf geschrieben. Das Dia für den Umschlag bereitete mir mehr Kopfzerbrechen: Nachdem ich eine Hasselblad Kamera aufgetrieben hatte (woher weiss ich nicht mehr), trommelte ich nochmals meine Gesangstruppe zusammen, verteilte Perkussionsinstrumente, und zusammen suchten wir nach einem geeigneten Ort für das Fotoshooting. Sabine Künzli und "Silber" Ingold drückten 20 mal ab - und wirklich: eines der Bilder wurde schliesslich verwendet.

Auf die LP kamen aus Platzgründen nur acht der neun Lieder. Hier vier davon:

Summermorge

3'15

Mänti morge

3'45

Winter

4'03

Samschti abe (nicht auf der LP)

2'51

Es gab noch weitere Probleme: Da ich die Lieder und Playbacks ohne Notenkenntnisse geschaffen hatte, musste jemand die Melodien zu meinen Harmonieschematas korrekt notieren - es gab noch keinen Notator resp. Logic, der eingespielte Akkorde und Melodien gleich in Noten umsetzte - es gab ja noch nicht einmal Computer!

Ein Jörg Draeger wurde von der Firma "Edition Helbling" als "Bearbeiter" meiner Lieder eingesetzt, denn schliesslich sollten die Noten und Texte auch gedruckt erhältlich sein.

Presse und Radio wurden auf die Produktion aufmerksam gemacht und es war wieder Doris Spörri, die mich am 31. August 1978 an die FERA zu einem Live Interview einlud.

Und hier ein paar Zeitungsberichte aus unserer Region, sowie das Inserat, das in der NSB-Revue erschien und am 28.8.1978 an rund 300'000 Clubmitglieder verschickt wurde.

Pressestimmen zu LP "Warum nid so"

ch-fänsNach den ersten Reaktionen war ich von einem Erfolg überzeugt und beharrte auf einer Single mit "Winter" und dem neunten, nicht auf der LP zu hörenden Titel "Samschti abe". CH-Records war bereit dazu, sofern ich die Zusatzkosten sowie eine gewisse Anzahl zum vollen Preis übernähme. Ich war bereit ... und habe heute noch ein paar EPs zuhause.

Rückblickend war ich etwas enttäuscht. Der Erfolg war ausgeblieben, und somit hatte ich persönlich nebst viel Zusatzarbeit auch finanziell rote Zahlen geschrieben, die paar 100 Franken eingerechnet, die mir über die letzten 20 Jahre an SUISA Lizenzen ausbezahlt wurden. Doch als (ernüchternde) Erfahrung und zur Erinnerung hatte sich der Ausflug in die Schweizer Profi(t)-Szene gelohnt.

Nachtrag: "Bald bin i erwachse" wurde in das 1999 in der 1. Auflage erschienene "Schweizer Singbuch Mittelstufe - Sing Ais" aufgenommen.

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