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Studio Evolution (1974 - 1987)

1. Die analoge Tonbandzeit

Ich war schon immer technisch interessiert. Und wenn Technik und Audio zusammenfanden, war ich kaum mehr zu halten. Mitte der 60er Jahre kamen die ersten japanischen HiFi-Geräte auf den Schweizer Markt. Eine dieser Marken faszinierte mich besonders: Pioneer. Ich bewarb mich bei dem damals kleinen Importeur in Biel, besuchte einen Einführungskurs und wurde zum Regionalvertreter. Das war der Beginn eines doch recht erfolgreichen zusätzlichen Standbeins: Neben meiner Tätigkeit als Sekundarlehrer verkaufte und installierte ich unter dem Namen "Tonstudio H" HiFi-Anlagen mit einem idealen Preis-Leistungsverhältnis, die ich selbst (aus persönlicher Überzeugung) aus Komponenten verschiedenster Marken zusammenstellte. Beratung und Service waren meine speziellen Stärken.

Alle "Gewinne" steckte ich sofort wieder in die neusten Geräte - die ich mir mit meinem damaligen, lächerlichen Seklehrerlohn nie hätte leisten können.

Ich informierte mich über alle Neuentwicklungen (ohne Internet!) und war begeistert von den Produkten einer japanischen Firma namens TEAC, die 1972 die erste erschwingliche 4-Spur Tonbandmaschine mit SimulSync vorstellte. Vier Spuren hintereinander synchron aufnehmen und dann abmischen, also alles selber machen zu können, war schon lange mein Traum gewesen. Was bisher nur Leuten wie Stevie Wonder vorbehalten war, sollte uns Normalsterblichen bald auch zur Verfügung stehen!

Zwar interessierten kreative Geräte mehr als reine HiFi-Apparate, doch der Verkauf der Stereoanlagen ermöglichte mir nicht nur persönliche Anschaffungen, sondern öffnete mir auch die Türen zu neuen Importeuren.

1974 war es soweit: Ich konnte mir eine Teac 3340 leisten, bastelte mir ein kleines Mischpult dazu (nur mit Drehreglern, da Fader viel zu teuer waren) und begann Songs zu "machen", die ich ja nicht hätte aufschreiben können.

Bei Musik Bestgen fand ich auch den brandneuen Roland Synthesizer SH-1000. Er gilt heute noch als der erste kompakte Synthesizer (mono!), war auf 10 Presets limitiert, doch war es möglich eigene Sounds zu kreieren, die allerdings nicht gespeichert werden konnten. Man zeichnete die Regler- und Faderstellungen der Sektion links im Bild in vorgedruckte Presetlisten ein. Genau den selben Sound wieder herzustellen war kaum möglich und eher Glücksache.

Für mich war der SH-1000 der ideale Bassgenerator (auch die Tubaklänge stammen von ihm), doch er war nur mono, konnte also nicht für Akkorde verwendet werden. Echte polyphone Sythesizer gab es damals noch nicht. Doch die italienische Firma Farfisa machte den "Synthorchestra", eine Mischung aus Synth und Orgel. Auch dieser Neuentwicklung konnte ich nicht widerstehen:

Ebenfalls neu gab es sogenannte Rhythmusmaschinen, die zwar auf einige wenige Rhythmen beschränkt, doch besser als nur ein Metronom waren. Meine Wahl fiel auf Rhythm Ace von der Firma Ace Tone, aus der später Roland hervorging. Kein Ersatz für ein Schlagzeug, doch konnte ich mir das nicht auch noch leisten. Als echte Rhythmusinstrumente begnügte ich mich mit einem Paar ausgezeichneten Bongos und einem Tambourine - und Küchengeräten ...

So entstand schliesslich "Holiday's Work" in der Originalfassung.


Als nächstes benötigte ich ein gutes Stereotonbandgerät - mein Revox G36 war zu wenig gut und hatte auch keine 38 cm/sec. Dies benötigte ich jedoch, um möglichst verlustfrei die zwei abgemischten Spuren wieder auf die TEAC überspielen und zwei weitere Spuren dazu aufnehmen zu können. Mit guter Planung liess sich diese Übung drei-, maximal viermal durchziehen, dann wurde die Rauschschmerzgrenze überschritten. Das Revox A700 war damals die ideale Maschine für mich.

Ich weiss nicht mehr, was alles dazu kam, doch irgendwann genügte mein selbstgebasteltes Mischpult nicht mehr und ein besseres musste her. Nur war die Auswahl an erschwinglichen "Consumer" Mischpulten damals minimal. Es kam also nur ein Teac resp. Tascam in Frage.

Im Januar 1979 zog ich nach Juchten um. Einen Teil der Musikelektronik konnte ich in mein neues Leben hinüberretten.
Eineinhalb Jahre später hatte ich mich finanziell wieder etwas erholt und mein Studio sah folgendermassen aus:

Christian Hunzikers Studio 1980

Aus den 4 Spuren waren mittlerweile 8 geworden (Tascam 80-8) und dank dbx konnte ich beinahe verlustfrei Vorabmischungen machen und dann z.B. den Gesang und Instrumentalsoli auf die verbleibenden Spuren aufnehmen. Anscheinend wusste ich mit diesen Consumer Geräten besonders gut umzugehen, denn ich erhielt sogar Aufträge vom Studio Bern und Studio Zürich (ich sei schneller, günstiger als "in house" Produktionen).


Bald kamen weitere Instrumente dazu: Eine E-Gitarre, ein Hohner Clavinet, ein Arp Synthesizer, ein Fender Rhodes 78, ein Yamaha CVP-87 Flügel mit Direktabnahme (ideal für Aufnahmen) und ... ein Schlagzeug! Mein Bubentraum war in Erfüllung gegangen (leider ohne Bild).

Es entstanden verschiedene neue Songs, die unter "Eurovision - Euro Song Contest (Vorbereitungen und erster Erfolg)" und "Eigene Songs" im Vocal-Inhaltsverzeichnis zu finden sind.

Im Sommer 1983 verbrachte ich 7 Monate in Kalifornien für Weiterbildung. Natürlich war neben Englisch. Literatur und Film auch Aufnahmetechnik angesagt. Und an der UCLA konnte ich einen Synthesizerkurs belegen. Der Professor hatte eben bei Yamaha seine Mitarbeit in der Entwicklung der FM-Synthese abgeschlossen und brachte ein Vorserienmodell eines DX-7 mit. Ich wusste sogleich: So einen Synth wollte ich auch - doch die Auslieferung in der Schweiz liess auf sich warten.

Christian Hunzikers Studio 1985Während meiner Abwesenheit war in Juchten umgebaut worden: Endlich konnte ich mir ein "richtiges" Studio einrichten, mit Regie und Aufnahmeraum. (Fast) alles war Tascam: Der 24-Kanal Mixer M-16 (24-8-16) und das 16-Kanal Tonbandgerät 85-16 mit integriertem dbx, das auf 1-Zoll-Bänder aufzeichnete. Es gab viele Zusatzgeräte, Submixer, Effekte und neben dem Revox A700 eine Mastermaschine mit dbx, die Tascam 35-2 (die heute noch problemlos läuft).
Als Abhören dienten 2 Tannoy Monitore, unterstützt von Auratones. Die visuelle Verbindung zum Aufnahmeraum erfolgte via TV-Überwachungsanlage.

Es gab sogar zwei Artikel über mein neues Studio.

Schon im 8-Spur Studio hatte ich Bands aufgenommen wie Devil Scouts, Citron Pressé, Hamschter, Frontline, die Günther Scholl Band, doch nun hatte ich vor, meine Investitionen, die sich in Grössenordnung eines Porsches bewegten, auch einzusetzen. Leider waren die Erfahrungen mit vielen Bands und mit der Zahlungsmoral der Musiker nicht eben ermutigend. Auf alle Fälle überlegte ich mir schon nach einem Jahr, ob ich mein inzwischen teures Hobby einfach nur für mich geniessen sollte ... Es entstanden neue Songs.

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