Roland Fischer Sextett 1968
5. Teil: Noch ein Versuch
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Im April 1968 kontaktierte mich Rolly Fisch mit der Idee, das Roland Fischer Sextett wieder zu reaktivieren. Um die Leute zu motivieren, müsse man jedoch ein klares und erstrebenswertes Ziel vorgeben. Dieses erste Ziel war eine Kompaktkassette. Rolly hatte da schon sehr klare Vorstellungen: 2 Monate intensiv proben, dann ins Studio und spätestens Ende November müssten die Kassetten in den Weihnachtsgeschäftsverkauf gelangen. Auch wollte er diese Kassette nur als erstes Sprungbrett benützen. Der Reinertrag sollte dem Schweizerischen Roten Kreuz zufliessen.
Da allerdings zu Beginn kein Gitarrist aufzutreiben war, waren wir vorerst mal ein Quintett. Mit von der Partie waren die "alten drei" von 1960, Roland Fischer, cl - Roland Fisch, p - und ich am Vibraphon. Fred Lüthi konnte als Bassist gewonnen werden und neu in der Szene tauchte Kurt Gfeller als Schlagzeuger auf.
Mitte Mai entstand irgend ein Gestürm wegen Fredu Lüthis Freundin - auf alle Fälle entschloss sich Fredu, nicht mehr mitzumachen. Ich hatte jedoch auf Rolly Fischs sanften Druck schon das Radio Studio für Aufnahmen reserviert. Küre Gfeller brachte an die zwei verbleibenden Proben Ronald Gall als Bassisten mit, doch wie Willi von Arx als Gitarrist gewonnen werden konnte, weiss ich mit bestem Willen nicht mehr.
Am 11. Juli 1968 trafen wir uns alle zum ersten mal im Singsaal der Sekundarschule Herzogenbuchsee (Schulferien) und hatten genau eine Woche Zeit, uns auf die Aufnahmen vorzubereiten.
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Am 18 Juli 1968 war es dann soweit: Das neue Roland Fischer Sextett stand (oder sass) vor den Mikrofonen des Radio Studios an der Schwarztorstrasse in Bern. Aufnahmeleiter war einmal mehr Peter Bohren, der glücklich war, die neuen Stereomöglichkeiten des Studios ausschöpfen zu können.
Françoise Fisch machte viele s/w Bilder, die dann auch für die Promotion verwendet werden sollten.
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Das Sextett in Aktion:
Roland Fischer, cl
Willi von Arx, g
Roland Fisch, p
Ronald Gall, b
Kurt Gfeller, dm
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Wir spielten insgesamt an diesem Abend 10 Nummern ein. Hier drei davon:
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4'21
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5'34
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4'28
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Es war effektiv "harte Arbeit" und nicht einfach Plausch, was wir da zu leisten hatten, und die Atmosphäre war nicht entspannt.
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Nach den Aufnahmen war es den meisten klar: Wir hatten diese Versuch zwar durchgezogen, doch eine Zukunft gab es für diese Band nicht. Es fehlte die Begeisterung, die unbeschwerte Freude am Swing, die wir zu Beginn der 60er hatten. Auch waren wir nun alle berufstätig, mussten unsere Freizeit also besser einteilen. Und mir war allgemein der Swing etwas verleidet.
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Aber Rolly Fisch bewies wieder einmal sein organisatorisches Talent: Nicht nur entwarf seine damalige Werbefirma Rola Reklame den Kassetteneinschub, der für damalige Begriffe und unseren Möglichkeiten als gelungen bezeichnet werden darf, er schloss auch den Deal mit dem Roten Kreuz, so dass wir das Emblem verwenden durften.
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Zusätzlich hatte ich meine "Beziehungen" bei Radio Bern spielen lassen und konnte am 12. Dezember 1968 die Kassette im ersten Programm (es gab damals nur zwei) um 22:25 Uhr persönlich vorstellen. Rolly lieferte für die Programmzeitschrift "Radio und Fernsehen" Bild- und Textmaterial.
Damit die ganze Aktion finanziell so günstig wie möglich wurde, sollte ich in meinem Tonstudio die Kassetten kopieren und ausliefern, erst bei einer Bestellflut sollte ein Kopierwerk bemüht werden.
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Leider habe ich nirgends notiert, wie viele (wenige) Kassetten wir schlussendlich verkauften, und ich weiss auch nicht mehr, was aus Rollys angekündigter Januaroffensive wurde …
… Tatsache ist: Das Projekt "Roland Fischer Sextett Revival" verlief im Sand.
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Für mich war es eine weitere, glücklicherweise nicht allzu schmerzhafte Erfahrung, hatte ich doch mittlerweile schon mit Ronald Gall und Küre Gfeller weitere Projekte ins Auge gefasst resp. gestartet: Ein jazziges - das Easy Jazz Quartett - und ein kommerzielles - das Ronald Gall Quartett/Quintett.
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